25. November 2019
WICKEDE (RUHR) / KREIS SOEST / HOCHSAUERLANDKREIS. Kandidaten, Kassenlage, Kirchenasyl und Klima (in zweifacher Hinsicht) standen auf der Agenda der Wintersynode des evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg am Samstag (23. November 2019) im Bürgerhaus in Wickede. Den Tagungsort hatte man nicht zuletzt auf Grund der guten Wireless-Lan-Ausstattung im kommunalen Gebäude und der guten Verkehrsanbindung der Ruhrgemeinde gewählt. – Begonnen hatte die Synode mit einem Gottesdienst mit dem Werler Pfarrer Norbert Ziegler in der evangelischen Christus-Kirche in Wickede.
Ein Ergebnis der Synode: Unter dem Motto „Wir sorgen für gutes Klima!“ will sich der evangelische Kirchenkreis Soest-Arnsberg in Zukunft verstärkt um Verbesserungen in Bezug auf den Klimaschutz bemühen. Und dies soll weit über die jüngst angeschafften Elektrofahrräder als Dienstfahrzeuge für die Kirchenmitarbeiter hinausgehen.
Bis zur Sommersynode im Juni 2020 sollen dazu Ideen und Konzepte als Vorschläge erarbeitet und gesammelt werden, aus denen dann anschließend ein konkretes Programm mit Handlungsaufgaben erstellt werden muss.
Noch kein fester Titel für den Klimaschutz im Finanzhaushalt
Und da es bei einer Finanzsynode im Wesentlichen immer auch
um Geld geht, gab es aus den Reihen der Synodalen bereits konkrete Forderungen,
künftig einen festen Haushaltstitel mit einer entsprechenden Summe für den Klimaschutz einzustellen.
Hiermit konnte sich die Mehrheit jedoch noch nicht anfreunden, da erst die notwendigen Konzepte als Basis für weitere Beratungen und Beschlüsse vorgelegt werden sollen.
Ehrenamtliche Umwelt- und Klimabeauftragte in den Presbyterien und hauptamtliche Kraft im Kirchenkreis
„Mit diesem Thema“, so Superintendent Dieter Tometten, „zeigt sich unser Kirchenkreis entschlossen, an der gesellschaftlichen Debatte über das Klima teilzunehmen, die Klimaverantwortung auch innerhalb der Kirche auf den aktuell erforderlichen Stand zu bringen und hoffentlich mit guten Beispielen den Klimaschutz zu fördern.“
Damit diese Forderungen an der Basis, nämlich in den Kirchengemeinden und damit bei den Mitgliedern, auch ankommen, regte Tometten an, in allen Presbyterien eigene Umwelt- und Klimabeauftragte zu berufen.
Im Kirchenkreis soll zudem eine hauptamtliche Fachkraft eingesetzt werden: „Damit wir diesem Thema auch genügend Rechnung tragen. Wir als Kirche möchten hier eine Vorbildfunktion in der Gesellschaft einnehmen“, so Tometten.
Mahnende Worte zum „gesellschaftlichen Klima“
Zudem stand neben dem Weltklima auch das „gesellschaftliche Klima“ im Mittelpunkt mahnender Worte der Synode. Bei politischen Diskussion in sozialen Medien dürften Fakten nicht Pointen geopfert werden, erklärte Pfarrer Ralph Frieling von der evangelischen Kirchengemeinde Weslarn.
Kirchenasyl für mehr als 30 Flüchtlinge binnen vier Jahren
Ein wichtiges Thema in der Rückschau des Superintendenten Dieter Tometten war das „Kirchenasyl“, sprich: die vorübergehende Aufnahme von Flüchtlingen, deren staatliche Abschiebung aus Deutschland von den evangelischen Christen als bedrohlich für Leib und Leben der Schutzsuchenden eingeschätzt wird, durch eine Kirchengemeinde.
Mehr als 30 Frauen, Männern und Kindern sei in den vergangenen vier Jahren in verschiedenen Gemeinden des evangelischen Kirchenkreises Schutz gewährt worden, bilanzierte Tometten. In fast allen Fällen seien die Verfahren vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) wieder neu aufgenommen und die zuvor angeordnete Abschiebung damit verhindert.
Allein 2019 habe es in Brilon, Geseke, Marsberg, Werl und Weslarn insgesamt vierzehn Kirchenasyle gegeben. Davon liefen viele aktuell noch.
Pfarrer Ralph Frieling aus Weslarn forderte mehr finanzielle Unterstützung von überörtlicher Seite
In der Kirchengemeinde in Weslarn genieße eine Frau aus dem Iran im
Gemeindehaus Herzfeld beispielsweise seit September 2019 bereits Kirchenasyl. Seit einer Woche sei noch ein Mann
hinzu bekommen.
Pfarrer Ralph Frieling aus Weslarn bedankte sich während der Synode öffentlich für die Unterstützung durch den Kirchenkreis und die Landeskirche, kritisierte aber gleichzeitig, dass die finanzielle Hilfe von überörtlicher Seite noch nicht ausreichend sei und bat auch die Kirchengemeinden, die kein Kirchenasyl gewähren können oder wollen, um Solidarität und finanzielle Unterstützung: „Ich wünsche mir, dass wir in dieser Beziehung in Zukunft noch stärker an einem Strang ziehen. Kirchenasyl ist ein hohes Gut, um im Einzelfall Schutz zu gewähren. Das ist eine gemeinsame Aufgabe für uns alle und nicht die Privatsache einzelner Kirchengemeinden, Presbyterien oder Pfarrer.“
Auch hier beschloss die Synode einen Prüfauftrag an den
Kreissynodalvorstand und Finanzausschuss, wie die Gemeinden in Zukunft noch
wirkungsvoller unterstützt werden können.
Gute Wirtschaftslage: 70 Millionen Euro Kirchensteuern mehr als erwartet
Breiten Raum nahmen naturgemäß die Jahresabschlüsse und die Haushaltspläne ein.
Grundsätzlich stellte Bernd Göbert als Leiter des Kreiskirchenamtes Sauerland-Hellweg positive Zahlen vor. So lag das Kirchensteueraufkommen auf Ebene der westfälischen Landeskirche dank der guten wirtschaftlichen Lage im Jahr 2017 (das Jahr des Jahresabschlusses) um fast 70 Millionen Euro über dem Ansatz (490 Millionen Euro).
Für Soest-Arnsberg waren das immerhin noch 1,25 Millionen Euro mehr als ursprünglich im Etat angesetzt.
Für das noch laufende Jahr 2019 rechnet Göbert mit 14,7 Millionen Euro und für das kommende Jahr mit 15,4 Millionen Euro Kirchensteuerzuweisungen.
Göbert warnte jedoch davor, nur auf die nackten Zahlen zu schauen und sich entspannt zurückzulehnen, zumal inzwischen erste Auswirkungen der etwas schwächelnden Wirtschaft bei der Kirchensteuereinnahme sichtbar seien: „Wir müssen uns darauf einstellen, dass das in Zukunft deutlich weniger werden wird. Ohnehin haben wir in den letzten Jahren stark an Finanzkraft verloren. Trotz der Mehreinnahmen können wir uns viel weniger leisten als zum Beispiel 1992.“
Letzte Kreissynode für Dieter Tomettens als Superintendent
Für Dieter Tometten war die Zusammenkunft in Wickede die letzte als Superintendent. Er geht im Mai kommenden Jahres bekanntlich in den Ruhestand (wir berichteten).
Der Lippstädter Pfarrer Christoph Peters warf in seiner Funktion als Vorsitzender des Nominierungsausschusses bereits einen kurzen Blick auf die anstehende Wahlsynode am 18. Januar 2020 im evangelischen Kirchenzentrum in Meschede. Dort werden die Synodalen dann entscheiden, wer künftig an der Spitze ihres Kirchenkreises stehen soll.
Die drei Kandidaten für das Amt des Superintendenten – Dr. Christian Klein aus Wickede (Ruhr), Dr.
Albrecht Philipps aus Ochtrup im Münsterland und Dr. Manuel Schilling aus Minden in Ost-Westfalen – werden sich vorab
am 10. Januar 2020 um 18 Uhr in der Johannes-Kirche in Soest erst vor- und dann der Diskussion stellen.
Peters
ist überzeugt, dass alle drei Kandiaten das nötige Rüstzeug zur Leitung des
flächenmäßig größten Kirchenkreises der westfälischen Landeskirche mitbringen. „Das wird endlich mal eine spannende Wahl“, so der Nominierungsausschuss-Vorsitzende aus Lippstadt.
Heimvorteil für Pfarrer Dr. Christian Klein als amtierender Synodalassessor?
Ob der Wickeder Pfarrer Dr. Christian Klein als amtierender Synodalassessor und somit offizieller Stellvertreter des bisherigen Superintendenten Dieter Tometten einen „Heimvorteil" genießt oder eher das Sprichwort „Der Prophet gilt nichts im eigenen Land“ zutrifft, bleibt abzuwarten.
Wickeder Gesichter bei der regionalen Versammlung im Bürgerhaus
Die evangelische Kirchengemeinde Wickede (Ruhr) war bei der Kreissynode im eigenen Ort durch den Presbyter Dirk Dämgen vertreten, der erstmals als Synodale fungierte. Neben ihm und Pfarrer Dr. Christian Klein – als Mitglied des Synodalvorstandes auf dem Podium – gab es zudem noch ein bekanntes Wickeder Gesicht in der Versammlung. Denn der Religionspädagoge Karlheinz Krause aus Wickede war in seiner Funktion als Jugendreferent des Kirchenkreises ebenfalls präsent.
Und am Empfang saß Eva Berneis – ebenfalls aus Wickede – als hauptamtliche Sekretärin der Superintendentur in Soest.
Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) begrüßte Synodalen und rief sie zu politischem Engagement auf
Außerdem hatten die Mitarbeiterinnen des örtlichen Kirchen-Cafés die Bewirtung der Gäste übernommen, die zuvor von Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) herzlich mit ein paar Worten vom Rednerpult in der Ruhrgemeinde begrüßt worden waren. Dieser verwies auf das gute ökumenische Verhältnis zwischen evangelischer und katholischer Kirche in der Gemeinde Wickede (Ruhr). Zudem ermunterte Michalzik die Synodalen sich als Christen auch politisch aktiv zu engagieren, denn im kommenden Jahr seien auch Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen.
HANS-ALBERT LIMBROCK / ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"