Einschneidende Maßnahmen verändern Ortsbild

26. Januar 2021

WICKEDE (RUHR). Mehr Sicherheit für Passanten sowie weniger Arbeit für den kommunalen Bauhof und weniger Kosten für den Steuerzahler, dies sind die Ziele einer groß angelegten Baumfäll- und Grünschnitt-Aktion in der Gemeinde Wickede (Ruhr). – Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) und Bauhof-Leiter Reiner Kräenfeld stellten die geplanten Maßnahmen der Kommune jetzt im Gespräch mit Medienvertretern vor.

Getreu dem Motto: "Angriff ist die beste Verteidigung!" – Denn in der Vergangenheit hatten einzelne Naturschützer solche Abholzungs- und Kahlschnittmaßnahmen der Kommunen immer wieder kritisiert.

Deshalb begründeten Bauhof und Rathaus dieses Mal im Vorfeld die fachlichen und sachlichen Gründe für den Einsatz von Heckenscheren, Kettensägen und Spezialbaggern zwecks Fällung markanter Bäume im Ortsbild und erheblichen Rückschnitts von Gehölzen in verschiedenen Bereichen der "Industriegemeinde im Grünen", wie Wickede gern genannt wird.

Dürre Sommer der Vorjahre fordern ihren Tribut

"Die für die kleine Gemeinde üppigen öffentlichen Grünbereiche und insbesondere die Folgen der dürren Sommer fordern rechtzeitig vor dem Frühjahr teilweise erhebliche Maßnahmen in der Forstwirtschaft und in der Landschaftspflege der Kommune", erklärte Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) gegenüber unserem lokalen Nachrichten-Portal "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE". Und weiter: "Alle Maßnahmen dienen dem Zweck, langfristig Bestände zu sichern oder gefährdete Bereiche durch neue, stabilere und klimafeste Pflanzungen aufzuwerten."

Wassermangel, Pilzbefall und bakterielle Erkrankungen

Der "vermeintliche Kahlschlag", den manche Bürger rasch vermuten könnten, sei dauerhaft die bessere Lösung, so Michalzik. Denn die fachmännische Kontrolle der Bäume im gesamten Gemeindegebiet im vergangenen Jahr 2020 habe aufgezeigt, dass Bäume vermehrt sogenannte "Wipfeldürren" aufwiesen oder durch Wassermangel, Pilzbefall und verschiedene bakterielle Erkrankungen komplett abgestorben und zu einem Gefahrenpotenzial für Autofahrer und Passanten geworden seien. – Betroffen hiervon seien unter anderem auch Kinder auf ihren Schulwegen, machte Bauhofleiter Reiner Kräenfeld deutlich.

Weitere Baumfällungen im Erbketal und Hövelwald notwendig

In den bereits stark gelichteten alten Baumbeständen im Erbketal und im Hövelwald seien deshalb zur Verkehrssicherung an Wanderpfaden und entlang von Schulwegen leider weitere, durchaus umfangreiche Entnahmen von vertrockneten Einzelbäumen und von "Käferholz" erforderlich. Denn insbesondere Lärchen litten ebenso wie die Fichten unter dem Borkenkäfer.

"Dem stehen abschnittsweise Neupflanzungen auf den Windwurf- und Käferholzflächen im Bereich des Hövelwaldes während der kommenden drei Jahre gegenüber", ergänzte Bürgermeister Dr. Martin Michalzik.

Waldstreifen um Industriegebiet Westerhaar soll gerodet werden

Des Weiteren müssten entlang des Industriegebietes Westerhaar in Abschnitten die inzwischen groß gewachsenen Bäume fallen. Betroffen davon wäre das Waldgebiet von der Straße "Am Stadtwald" bis hin zur Otto- Hahn-Straße. Michalzik: "Diese Bestände sind stark gefährdet, weil ihnen die durch Stürme kahl geschlagenen Fichten-Flächen fehlen. Einige Bäume liegen bereits im Bestand oder drohen bei nächsten Stürmen auf die Grundstücke oder Gebäude der angrenzenden Industriebetriebe zu stürzen." Eine Rodung der Fläche sei deshalb unvermeidbar. Mit einer neuen Mischbepflanzung von Sträuchern und verschiedenen Laubbaumarten solle aber künftig ein in sich stabilerer und ökologisch wertvollerer Gehölzstreifen als bisher geschaffen werden.

Ortsteile sind ebenfalls von erheblichen Rückschnitten im Grünbereich betroffen

Weiter berichteten Kräenfeld und Michalzik: "Als landschaftspflegerische Maßnahmen sind Rückschnitte von Landschaftshecken vorgesehen. Sie sind bereits am Radweg Wickede-Wiehagen und in anderen Bereichen Wiehagens erledigt beziehungsweise in Arbeit.

Auch am Wimberner Bach im Bereich Schützenhalle und Wiesenstraße finden durch den Bauhof Rückschnitte statt, um ein Auswuchern von Gehölzen zu vermeiden und zugleich die Vitalität der Bestände zu stärken."

Eine ganze Liste an geplanten Projekten des kommunalen Bauhofes

Als weitere Einzelmaßnahmen in dem großen Gesamtprojekt, welches im Frühjahr und Herbst dieses Jahres realisiert werden solle, gehörten folgende Maßnahmen, so die Gemeindevertreter:

– An der Fröndenberger Straße/Einmündung Bergstraße ist eine instabile Böschungsbepflanzung einschließlich abgestorbener Bäume zu beseitigen. – Dazu ist ein größerer Eingriff durch einen Dienstleister und eine halbseitige Straßensperrung mit Lichtzeichenanlage erforderlich.

– Ein Sicherungsschnitt erfolgt in Wiehagens Grünanlagen an der Wickeder Straße von Einmündung "Vollenberg" bis zur Auffahrt zum Regenbogen-Kindergarten, um Totholz, instabile Böschungsbepflanzung und abgestorbene Bäume zu beseitigen. – Auch hierbei ist ein größerer Eingriff durch einen externen Dienstleister erforderlich und eine halbseitige Sperrung der Durchfahrtsstraße mittels einer Baustellenampel geplant.

– Ein Rückschnitt mit Aufweitung soll im Herbst 2021 außerdem am Fußweg "Kleine Trift" in Wiehagen in Richtung Landstraße 732 stattfinden. Konkret werden die zugewachsenen Straßenbäume wieder freigestellt.

– Des Weiteren steht die Fällung einer schlagreifen Pappel im Strullbachtal an der L 732 an. – Der Baum habe beim Sturmtief "Kirsten" am 26. August 2020 durch einen großen Astausbruch bereits erheblichen Sachschaden an einem Lastkraftwagen verursacht, heißt es seitens der Gemeindeverwaltung.

– An der Kirchstraße werden gegenüber der Engelhard-Grundschule vier Zuckerahorn-Bäume gefällt, die durch Wipfeldürren und Windbruchgefahr an der Straße eine Gefahr darstellen. Ihnen folgt eine Ersatzpflanzung mit einer anderen Baumart.

– An der Ecke Bahnhofstraße und Marktplatz muss eine absterbende Akazie fallen, die durch einen Anfahrschaden und Pilzbefall geschwächt ist, um die Verkehrssicherungspflicht der Kommune einzuhalten.

– Auch am Bürgerhaus kränkeln die alten Eichen im Hochbeet seit Jahren und es muss ein Baum fallen.

Gegenüber der Kapelle in Schlückingen wird eine Kronenpflege (Totholz) unter Vollsperrung der Kreisstraße 18 notwendig.

In der Friedhofstraße muss eine im Sommer 2020 halbseitig abgestorbene Linde weichen. Eine Ersatzpflanzung ist aufgrund der zahlreichen Leitungen im Gehweg dort angeblich nicht mehr möglich.

An den Teichen im oberen Lanferbachtal findet der wiederkehrende Rückschnitt der Kopfweiden durch den Bauhof der Gemeinde Wickede (Ruhr) statt.

– Und am kommunalen Friedhof in Echthausen erfolgt eine Baumpflege und muss ein Zuckerahorn im Eingangsbereich fallen, der starke Wipfeldürren und verstärkten Mistelbesatz zeigt. – "Diese Baumart ist nicht rückschnittverträglich. Eine Kappung wäre ein Fällen auf Raten", erklärte dazu die Verwaltung. Und: "Nachfolgend gibt es eine Ersatzpflanzung an anderer Stelle."

Die Ausführung der vorgenannten Baumfällungen und Grünschnitt-Maßnahmen würden durch externe Baumpfleger und Forstunternehmer sowie die Mitarbeiter des kommunalen Bauhofes ausgeführt, teilte die Kommune weiter mit. "Die Arbeiten erfolgen nach Dringlichkeit, Witterung und Verfügbarkeit von Fremdunternehmer und eigenen Kräften."

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

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Bauhofleiter und Gärtnermeister Reiner Kraenfeld und Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) zeigen auf die Bäume gegenüber der Engelhard-Grundschule, die aus Verkehrssicherungsgründen leider gefällt werden müssen. Sie prägen seit Jahren das Bild der Kirchstraße in Wickede. FOTO: ANDREAS DUNKER
Bauhofleiter und Gärtnermeister Reiner Kraenfeld und Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) zeigen auf die Bäume gegenüber der Engelhard-Grundschule, die aus Verkehrssicherungsgründen leider gefällt werden müssen. Sie prägen seit Jahren das Bild der Kirchstraße in Wickede. FOTO: ANDREAS DUNKER
Mittels eines Spezialgerätes am Bagger entfernt ein Mitarbeiter des kommunalen Bauhofes die Reste eines gefällten Baumes an der Kirchstraße in Wickede. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Mittels eines Spezialgerätes am Bagger entfernt ein Mitarbeiter des kommunalen Bauhofes die Reste eines gefällten Baumes an der Kirchstraße in Wickede. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Der Erbkewald hat unter der Dürre der letzten Jahre gelitten – hier ein Bild aus besseren Tagen beim Schützenfest unter grünen Baumwipfeln. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Der Erbkewald hat unter der Dürre der letzten Jahre gelitten – hier ein Bild aus besseren Tagen beim Schützenfest unter grünen Baumwipfeln. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Stück für Stück wurde der kommunale Hövelwald durch Borkenkäfer, Dürre und Stürme vernichtet. Hier ein Bild vom Windbruch aus vergangenen Jahren. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Stück für Stück wurde der kommunale Hövelwald durch Borkenkäfer, Dürre und Stürme vernichtet. Hier ein Bild vom Windbruch aus vergangenen Jahren. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Blick über die kahle Fläche im Hövelwald auf das kommunale Freibad ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Blick über die kahle Fläche im Hövelwald auf das kommunale Freibad ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Ein Bagger mit Greifarm und Kettensäge fällt und zerschneidet brüchige Bäume am Rande des Hövelwaldes in Wickede. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Ein Bagger mit Greifarm und Kettensäge fällt und zerschneidet brüchige Bäume am Rande des Hövelwaldes in Wickede. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Der Hövelwald – hier gegenüber dem kommunalen Freibad – wurde schon großteils abgeholzt, nachdem Borkenkäfer, Dürre und Stürme den Bäumen geschadet hatten. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Der Hövelwald – hier gegenüber dem kommunalen Freibad – wurde schon großteils abgeholzt, nachdem Borkenkäfer, Dürre und Stürme den Bäumen geschadet hatten. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Ein Spezialfahrzeug transportiert die Holzstämme aus dem Hövelwald ab. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Ein Spezialfahrzeug transportiert die Holzstämme aus dem Hövelwald ab. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Ein Spezialfahrzeug transportiert die Holzstämme aus dem Hövelwald ab. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Ein Spezialfahrzeug transportiert die Holzstämme aus dem Hövelwald ab. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Der Hövelwald aus der Vogelperspektive – inzwischen wurden noch weitaus mehr Bäume gefällt ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Der Hövelwald aus der Vogelperspektive – inzwischen wurden noch weitaus mehr Bäume gefällt ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Solche Bilder mit dichtem Baumbestand in prächtigen Wäldern werden immer seltener LUFTBILD: ANDREAS DUNKER
Solche Bilder mit dichtem Baumbestand in prächtigen Wäldern werden immer seltener LUFTBILD: ANDREAS DUNKER
Etliche alte Bäume im Gemeindegebiet müssen mit Spanngurten zwischen den armstarken Ästen in den Kronen vor Windbruch geschützt werden, da es bei Sturmböen ansonsten erhebliche Schäden geben könnte. Die Anbringung durch Fachfirmen und die kontinuierliche Kontrolle sind zeitintensiv und teuer für die Gemeinde Wickede (Ruhr). ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Etliche alte Bäume im Gemeindegebiet müssen mit Spanngurten zwischen den armstarken Ästen in den Kronen vor Windbruch geschützt werden, da es bei Sturmböen ansonsten erhebliche Schäden geben könnte. Die Anbringung durch Fachfirmen und die kontinuierliche Kontrolle sind zeitintensiv und teuer für die Gemeinde Wickede (Ruhr). ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER