Fröndenberger Stadtgeschichte auf mehr als tausend Seiten

6. Dezember 2021

FRÖNDENBERG. Neuerscheinung und Nachdruck: Die Stadt Fröndenberg präsentierte am Freitag gleich zwei druckfrische Werke zur lokalen Historie, die unter der Federführung von Archivar und Autor Jochen Engelhard von Nathusius entstanden. Neu dabei ist der Band 2: "Geschichte der Stadt Fröndenberg/Ruhr und ihrer Stadtteile – Vom Kriegsende 1945 bis 1985". In mehr als einem Jahr akribischer Arbeit hat von Nathusius in dem rund 600 Seiten dicken Buch vierzig Jahre Nachkriegsgeschichte zusammengefasst. Willi Schnieder vom Fröndenberger Heimatverein präsentierte zudem einen überarbeiteten Nachdruck des ersten Bandes, der im vergangenen Jahr erschienen und schnell vergriffen war.

Dass der Druck und das rechtzeitige Erscheinen der heimatkundlichen Schmöker vor Weihnachten im Horschler-Verlag in Unna überhaupt geklappt haben, könnte eine Episode für einen dritten Band zu den nächsten vierzig Jahren der Stadtgeschichte sein. Denn wie von Nathusius berichtete, sei die Beschaffung des Materials angesichts der aktuellen Papierknappheit sehr schwierig gewesen und man hätte sogar auf eine andere Qualität ausweichen müssen als ursprünglich geplant. Durch den gestiegenen Papierpreis und einen etwas größeren Umfang als beim ersten Band koste das fest eingebundene und durchgängig farbig gedruckte Werk im Verkauf nunmehr 30 Euro.

Erhältlich sei Band 2 in der Markt-Apotheke an der Karl-Wildschütz-Straße und bei Optik-Uhren-Schmuck Wiek an der Alleestraße in Fröndenberg, hieß es.

Nachdruck von Band 1: Chronik von den Anfängen Fröndenbergs bis 1945

Der Nachdruck von Band 1 mit rund 550 Seiten von den Anfängen Fröndenbergs bis 1945 ist hingegen nur im Stadtarchiv und beim Heimatverein in Fröndenberg zu kaufen.

Die umfangreichen Chroniken erzählen auf ihren zusammen weit mehr als 1.000 Seiten nicht nur kommunale und kirchliche Territorialgeschichte, sondern berichten auch über den Alltag und die Kultur der Menschen in der Vergangenheit.

Auf dezidierte Quellennachweise mit Fußnoten habe er bewusst verzichtet, erklärte Jochen von Nathusius im Gespräch mit Medienvertretern. Er habe vielmehr die Form der narrativen Geschichtsschreibung gewählt, um aus der historischen Entwicklung Fröndenbergs zu erzählen.

Von der englischen Besatzungszeit und dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg

Von Nathusius berichtet in dem jüngsten Band unter anderem über die englische Besatzungszeit und den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, die Aufnahme und Integration der Geflüchteten und Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ost-Gebieten, die Ankunft der letzten Heimkehrer aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft, die Verleihung der Stadtrechte am 28. Oktober 1952 und die kommunale Neugliederung in den Jahren 1968/1969, durch die die umliegenden Ortschaften zu Fröndenberg kamen und die Eingliederung 1975 in den heutigen Kreis Unna.

Aber auch Wiederaufbau der zerstörten Marienkirche und Neubau von Bahnhof, Stadtwerken, Löhn-Bad und Gesamtschule sowie des Krankenhauses und des Schmallenbach-Hauses sind Themen.

Kritisch merkt der Heimathistoriker an, dass es Fröndenberg bis heute nicht geschafft habe, eine vernünftige Anbindung ans bundesdeutsche Fernstraßennetz zu schaffen. Dadurch seien einige bedeutende Wirtschaftsunternehmen sogar aus dem Stadtgebiet abgewandert.

Geschichte des Radsports in der Region

Drei Bereiche sind in dem zweiten Band zur Stadtgeschichte sogar bis in die heutige Zeit beschrieben: Dabei geht es um die Geschichte des Radsports, die Mitautor Hans Kuhn beleuchtet. Und die Entwicklung der Müllentsorgung, die Ostbürens Heimatforscher Gerd Höneise aufgearbeitet hat. Zudem wird auch der Bau und Betrieb des Freibades in Dellwig bis heute in Wort und Bild dargestellt.

Bürgermeisterin wünscht gleich ein handsigniertes Buch

Da das Werk weder strikt chronologisch noch thematisch gegliedert ist, reizt es immer wieder zum durchblättern und schmökern. Durch zahlreiche Grafiken und Bilder ist das Buch reich illustriert. Grafikdesignerin Jennifer Büttner hat zudem für eine moderne Typografie und ein abwechslungsreiches Layout gesorgt.

Fröndenbergs Bürgermeisterin Sabina Müller (SPD) gefiel der neue Band zur Stadtgeschichte so gut, dass sie es nicht mehr bis zur weihnachtlichen Bescherung abwarten will und gleich ein handsigniertes Exemplar von Jochen von Nathusius erbat.

Da es bereits rund 100 Vorbestellungen gibt und auch der zweite Band nur in einer begrenzten Auflage von 500 Exemplaren erscheint, dürfte diese schnell vergriffen sein. Zumal der Preis von 30 Euro die Herstellungskosten noch nicht einmal deckt und dieser nur durch ein großzügiges Sponsoring der Volksbank Dortmund-Unna möglich wurde, die das Projekt finanziell unterstützt hat.

Historische Bezüge zur heutigen Gemeinde Wickede (Ruhr)

Für Leser aus der Gemeinde Wickede (Ruhr) dürfte im ersten Band unter anderem die Geschichte des Kirchspiels Bausenhagen als auch die des Gutes Scheda interessant sein, da es hier historische Bezüge gibt. Im zweiten Band zur Nachkriegsgeschichte spielt zudem die kommunale Neugliederung eine wichtige Rolle, die die Territorialgeschichte der Ruhrgemeinde tangiert. Zudem wird die Entwicklung der Fröndenberger Stadtwerke aufgezeichnet, die inzwischen mit den Gemeindewerken Wickede (Ruhr) fusioniert sind.

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

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Sie stellten die Neuerscheinung und den Nachdruck der zwei druckfrischen Bände zur Fröndenberger Stadtgeschichte im Rathaus der Kommune vor. Vordere Reihe (von links): Buchautor und Stadtarchivar Jochen Engelhard von Nathusius, Bürgermeisterin Sabina Müller (SPD) und Manuel Nadansky als Fröndenberger Filialleiter der Volksbank Dortmund-Unna, die das Erscheinen eines der Werke finanziell unterstützte. Hintere Reihe (von links): Radrenn-Experte und Mitautor Hans Kuhn, Westicks Heimatpfleger Willi Schnieder – der beim Korrektur lesen half – und Ostbürens Heimatpfleger Gerd Höneise, der die Geschichte der Fröndenberger Müllentsorgung von 1970 bis heute für die Chronik schrieb. FOTO: ANDREAS DUNKER
Sie stellten die Neuerscheinung und den Nachdruck der zwei druckfrischen Bände zur Fröndenberger Stadtgeschichte im Rathaus der Kommune vor. Vordere Reihe (von links): Buchautor und Stadtarchivar Jochen Engelhard von Nathusius, Bürgermeisterin Sabina Müller (SPD) und Manuel Nadansky als Fröndenberger Filialleiter der Volksbank Dortmund-Unna, die das Erscheinen eines der Werke finanziell unterstützte. Hintere Reihe (von links): Radrenn-Experte und Mitautor Hans Kuhn, Westicks Heimatpfleger Willi Schnieder – der beim Korrektur lesen half – und Ostbürens Heimatpfleger Gerd Höneise, der die Geschichte der Fröndenberger Müllentsorgung von 1970 bis heute für die Chronik schrieb. FOTO: ANDREAS DUNKER