Traditioneller Schnadegang: Grenzgänger zog es in die Feuchtgebiete bei Hux Mühle

20. September 2015

WICKEDE (RUHR). Grenzen hätten in unserer Zeit wieder eine ganz besondere Bedeutung bekommen, merkte Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) mit Blick auf das aktuelle Flüchtlingsdrama an Europas Demarkationslinien nachdenklich an. An der Hermanns-Eiche am Stauwehr an der Ruhr begrüßte der Bürgermeister am gestrigen Samstag (19. September 2015) knapp 150 Teilnehmer zum jährlichen Grenzgang der Gemeinde Wickede (Ruhr).

Nachdem sich einige der Wanderer bereits in der Früh’ gegen 8.45 Uhr am Sammelpunkt am Wasserkraftwerk der Stadtwerke Fröndenberg mit einem Korn oder einem „Roten“ (Schnaps) aufgewärmt hatten, ging es über die neu gestaltete Promenade entlang der renaturierten Ruhr. Und weiter über den Fuß- und Radweg entlang der stählernen Eisenbahnbrücke in Richtung Echthausen, wo der Weg über die Eisenbahnschienen und am Schloß vorbei durch die „Schwarze Gasse“ zur ehemaligen Westerheide-Schule führte.

Bei der „Schwarzen Gasse“ handelt es sich um eine fußläufige Verbindung zwischen dem Echthausener Unter- und Oberdorf. Der schmale Weg ist beidseits von Hecken gesäumt.

Weitere Wanderer stießen an der alten Westerheide-Schule zu den Grenzgängern

An der alten Westerheide-Schule bot die Kommune während einer „Verschnaufpause“ dann erst einmal frische Äpfel und Bananen sowie kühle Getränke an.

Bürgermeister Michalzik begrüßte bei dieser Gelegenheit zudem weitere Wanderer aus dem Dorf Echthausen, die sich der Gruppe anschlossen. Außerdem berichtete Michalzik über die Folgenutzung des Neubautraktes der Westerheide-Schule, der inzwischen als Büroraum an die „PRS Parkraum Service GmbH“ vermietet ist. (Lesen Sie unseren Beitrag Westerheide-Schule: Neuer Büroraum für „Parkraum“ | wickede.ruhr HEIMAT ONLINE zum Thema.)

Nach dem kurzen Stop ging es weiter über einen landwirtschaftlichen Weg die „Westerheide“ hoch – in Richtung „Flugplatz Arnsberg-Menden“. Quer durch den Wald marschierte der Schnadezug dann zum Holzlagerplatz an der alten Hux-Mühle am „Schwarzen Weg“, wo der Grenzstein an der Gemarkung zwischen Echthausen und Voßwinkel beziehungsweise der Gemeinde Wickede (Ruhr) und der Stadt Arnsberg in einem Feuchtgebiet steht.


Sechs „Deliquenten“ überstanden die Prozedur „oane te kwengeln“

Nach einer kurzen Stärkung mit Speis’ und Trank wurden auf dem „Schnadestein“ dann sechs bekannte „Deliquenten“ durch „Britzemeister“ Herbert Schäfer „gepohläst“:

Der Diplom-Pädagoge Marco Schlicht (40) aus Dortmund, der zum Jahreswechsel die Leitung der Volkshochschule (VHS) Werl, Wickede (Ruhr) und Ense übernommen hat, war dabei als erster dran.

Schlicht wurde von zwei starken Bauhofmitarbeitern hochgehoben und danach „draimoal“ mit seinem „Äechtersten opn Schnadestoin“ gesetzt, den ein dritter Helfer des Kommunalbetriebes jeweils zuvor mit „Klarem“ richtig nass gemacht hatte.

Britzemeister Herbert Schäfer bescheinigte dem Hobbykoch und Amateurboxer daraufhin per Urkunde, dass er die Prozedur „oane te kwengeln“ überstanden habe.

Mit Michael Lorke (48) aus Meschede-Freienohl als Geschäftsführer der Gemeindewerke Wickede (Ruhr) setzte man dann einen weiteren Mann auf den Stein, der nicht in der Kommune wohnt – aber beruflich für die Ruhrgemeinde wirkt.

Lorke, der seit 2005 in Wickede tätig ist, sei in seiner Freizeit nicht nur Fußball-Fan sondern spiele auch Klarinette in dem Musikverein seines Heimatortes im Sauerland, berichtete Schäfer launig in plattdeutscher Sprache.

Mit dem Schützenkönigspaar Mechthild und Ulrich Peck kamen dann zwei bekannte Echthausener auf den Schnadestein, die schon fast 33 Jahre verheiratet sind und gemeinsam drei erwachsene Kinder haben.

Des weiteren „gepohläst“ wurden Sabine Hornkamp und Lydia Münstermann. Hornkamp ist Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft (KFD) in Wickede und Münstermann ist Vorsitzende der KFD und der Caritaskonferenz in Echthausen.

Beide Frauen kümmern sich neben der ehrenamtlichen Arbeit in der Kirche zudem als Tierfreundinnen um ihren jeweiligen „Familienhund“.


Erbsensuppe und Musikklänge zum Abschluss

Nach der Rast am Grenzstein führte der Weg der Wanderer weiter nach Wimbern. Zum gemütlichen Abschluss des diesjährigen Schnadeganges gab es in der dortigen Schützenhalle eine leckere Erbsensuppe aus der Küche des Wickeder Party-Services Rohrbach. Zudem sorgte der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr für klangvolle Unterhaltung.

Nach der veränderten territorialen Grenzziehung im Jahre 1969 im Zuge der sogenannten „Kommunalen Neuordnung“ ist der Schnadegang der Gemeinde Wickede (Ruhr) seit 1970 übrigens eine beliebte jährliche Tradtion. In früheren Jahren hatte der Grenzgang dabei allerdings schon mal mehr Teilnehmer.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Michael Lorke, Geschäftsführer der Gemeindewerke Wickede (Ruhr), auf dem Schnadestein FOTO: ANDREAS DUNKER
Michael Lorke, Geschäftsführer der Gemeindewerke Wickede (Ruhr), auf dem Schnadestein FOTO: ANDREAS DUNKER
Von links: Ulrich Peck, Lydia Münstermann, Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU), Mechthild Peck, Marco Schlicht, Michael Lorke, Sabine Hornkamp und Britzemeister Herbert Schäfer FOTO: ANDREAS DUNKER
Von links: Ulrich Peck, Lydia Münstermann, Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU), Mechthild Peck, Marco Schlicht, Michael Lorke, Sabine Hornkamp und Britzemeister Herbert Schäfer FOTO: ANDREAS DUNKER