Bahnhof: Sorgen um Sauberkeit und Sicherheit

5. Februar 2016

UPDATE 16.30 Uhr - WICKEDE (RUHR). Der Bahnhof in Wickede mit seinem historischen Gebäude war bislang ein Kleinod mit weitestgehend beschaulichem Umfeld. Ein Wahrzeichen von Wickede, welches allabendlich durch die Illumination der markanten Fassaden einen schmucken Anblick bot. Im Umfeld gab es eine ruhige Geschäfts- und Wohnlage in der Ortsmitte. Fast ein ländliches Idyll. – Anders als so manches „Bahnhofsviertel“ in anderen Kommunen war das Image der Verkehrsstation in Wickede recht positiv besetzt. Drogen, Kriminalität und Vadalismus sowie Bettler und Obdachlose waren hier fast unbekannt. – Durch die „Modernisierungsoffensive 2“ (MOF 2) der Bahn und die „Zentrale Unterbringungseinrichtung“ (ZUE) für Asylsuchende hat sich die Situation am Bahnhof inzwischen allerdings verändert.

Im Vergleich zu manch anderen Bahnhofsgegenden – beispielsweise in Großstädten – ist das Wickeder Gegenstück noch immer recht beschaulich. Durch die neue Personenunterführung haben Sauberkeit und subjektives Sicherheitsgefühl der Passanten allerdings etwas gelitten. – Bürger haben sich bereits über Verunreinigungen – teils wohl sogar menschliche Fäkalien – in dem Tunnel beschwert, direkt nachdem dieser für den Durchgang freigegeben wurde.

Zudem wurde von „Pennern“ (Aussage eines Augenzeugen) berichtet, die offenbar gleich zu Anfang in dem unterirdischen Durchgang genächtigt haben (wir berichteten: 6. OKTOBER 2015: Bahnhof: Tunnel wird bereits jetzt als Schlafstätte und Pissoir missbraucht | wickede.ruhr HEIMAT ONLINE).

Bundespolizei sieht keine gravierenden Probleme

Trotzdem sieht Bundespolizei-Sprecher Wolfgang Amberge keine gravierenden Probleme rund um den Wickeder Bahnhof. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten nach der Inbetriebnahme der Personenunterführung habe man in den letzten Wochen keine Beschwerden mehr bekommen. Es lägen aktuell weder Strafanzeigen noch andere relevante Meldungen aus Wickede vor.

Ein Streifenwagen-Team der Bundespolizei aus Hamm patrouilliere inzwischen zudem in unregelmäßigen Abständen in Wickede, so Amberge. – Von dem Vorfall am Dienstagabend (wir berichteten) hatte er noch nichts mitbekommen, da dieser durch die Kreispolizeibehörde Soest bearbeitet wird.

Für die Ordnung und Sicherheit der Fahrgäste in den Zügen sei in erster Linie die Bahn zuständig, die häufig auf Videokamera-Überwachung und Zugbegleiter setze, so Amberge. – Ansonsten läge das Gewaltmonopol in Zügen und auf der Strecke natürlich bei der Bundespolizei.

Bei Bedrohung und Gefahren die Notrufnummer 110 anrufen

Im Zweifel sollten Bahnreisende in Bedrohungs- und Gefahrenlagen aber einfach die Notrufnummer 110 anrufen und der jeweiligen Polizei-Leitstelle mitteilen, in welchem Zug und auf welchem Streckenabschnitt sie sich befänden, empfiehlt Amberge. Denn die Landespolizei sei häufig schneller vor Ort als die Bundespolizei.

Auch wenn Mitreisende sich selbst nicht in Gefahr bringen sollten, hofft der Bundespolizei-Sprecher allerdings auf Zivilcourage von Zeugen. Diese könnten zumindest per Mobiltelefon die Polizei zu Hilfe rufen, wenn sie eine Straftat beobachteten.

Außerdem gäbe es in den meisten Zügen an den Ein- und Ausgängen rote Notrufknöpfe, über diese würde eine Wechselsprechanlage aktiviert, um mit dem Triebwagenfahrzeugführer in Verbindung zu treten.

Sicherheitsdienst soll mehr im Bahnhofsbereich kontrollieren

Aus der Straftat am Dienstag erste Konsequenzen gezogen hat auch die Gemeindeverwaltung. Jürgen Schlautmann, Leiter des Fachbereiches für Sicherheit und Ordnung, erklärte am heutigen Donnerstag (4. Februar 2016) im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“, dass man den beauftragten Sicherheitsdienst „FreeStage“ um eine verstärkte Kontrolle im Bahnhofsbereich gebeten hätte. Generell sei die Kommune auf dem Bahngelände allerdings gar nicht zuständig. Trotzdem werfe man ein Auge drauf. Außerdem sei man mit Bahn und Bundespolizei im Gespräch.

„Das bringt mir nur noch mehr Ärger!“

Eine Geschäftsfrau aus dem Bahnhofsbereich wollte sich heute zu dem „sensiblen Thema“ nicht öffentlich äußern. Sie deutete aber durchaus Probleme mit einem bestimmten Klientel an, welches sich dort aufhält.

Gegenüber der veränderten Situation sieht sie sich offenbar machtlos. Sie fürchtet Repressalien oder in eine falsche politische Ecke gestellt zu werden, wenn sie Tacheles spräche. Wörtlich sagte sie: „Das bringt mir nur noch mehr Ärger!“

Türen auch zu Geschäftsöffnungszeiten von innen verschlossen

Auch ein Ladenlokal am Bahnhof verschließt selbst zu üblichen Öffnungszeiten die Tür von innen. Kunden müssen klopfen oder sich vorher anmelden, um Einlass zu erhalten. – Dies hat aber angeblich nichts mit der aktuellen Flüchtlingssituation zu tun.

Anlieger beobachten Drogenkonsum

Neben Betrunkenen am Tage beobachten Anlieger auch Konsumenten illegaler Drogen am Wickeder Bahnhof. Es würde in aller Öffentlichkeit gekifft. Offenbar sei das in den Herkunftsländern der Raucher so üblich, hieß es seitens der Augenzeugen.

Ruhestörungen durch Jugendliche kein Problem mehr

Eine positive Nachricht zum Schluß. Bezüglich Ruhestörungen zur Schlafenszeit, die in der Vergangenheit für Unmut bei manchem Anlieger sorgten, berichtete Karl-Heinz Wix: „Zur Zeit ist der Bahnhofsvorplatz kein Treffpunkt für Jugendliche mehr. Hier herrscht abends und nachts weitestgehend Ruhe!“

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Polizei-Einsatz im Bahnhofsbereich in Wickede: Ein völlig betrunkener Flüchtling aus der ZUE in Wimbern hatte am hellichten Tag grundlos zwei Passanten angegriffen (wir berichteten). ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Polizei-Einsatz im Bahnhofsbereich in Wickede: Ein völlig betrunkener Flüchtling aus der ZUE in Wimbern hatte am hellichten Tag grundlos zwei Passanten angegriffen (wir berichteten). ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER