No-Name-Sekundarschule: Keine neue Bezeichnung in Sicht?

20. Juni 2016

WICKEDE (RUHR). Jetzt sollen es die Eltern des nächsten 5. Jahrgangs der Sekundarschule Wickede „richten“. Denn sie sollen nach den Sommerferien in die Suche nach einem neuen Namen für die Schule im Hövel mit einbezogen werden. – Dies geht aus einer aktuellen Beschlussvorlage für den Fachausschuss für Bildung, Betreuung und Inklusion des politischen Rates der Gemeinde Wickede (Ruhr) hervor. Darin empfiehlt Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) den Ausschussmitgliedern die Entscheidung zur Namensgebung der Sekundarschule „bis auf weiteres“ zu vertagen.

Michalzik selbst hatte sich Anfang 2015 einen individuellen Namen für die „Sekundarschule Wickede“ gewünscht. „Lehrer, Schüler und der neue Gebäudekomplex geben der Schule ein Gesicht, das nun auch einen passenden Namen braucht“, hatte der Bürgermeister damals erklärt. Im Rahmen eines Richtfestes für das neue Gebäude des „Schul-Forums“ sollte rechtzeitig vor dem Schuljahreswechsel 2015 eine „symbolische Taufe“ der Bildungseinrichtung mit der neuen Bezeichnung stattfinden.

Ein richtiges Richtfest für den längst fertig gestellten Anbau gab es nicht – und einen Eigennamen als klares Erkennungsmerkmal für die Sekundarschule gibt es auch immer noch nicht.

Nicht „schwer zu artikulieren oder zu schreiben“

Fest steht: Der neue Name der weiterführenden Schule soll „einen regionalen Bezug zur landschaftlichen Lage der Schule im Gemeindegebiet und/oder zur topographischen Lage der Gemeinde Wickede (Ruhr) haben“ oder von „einer überregional bekannten Persönlichkeit“ abgeleitet werden, „in deren Worten, Werken und/oder Handeln sich wichtige Ideale der Schule wieder finden“.

Dabei sei zu beachten, dass die Namenswahl „nicht als politische oder konfessionelle Prägung missverständlich“ beziehungsweise „moralisch oder ethisch“ bedenklich sein dürfe, hieß es bereits in der Vergangenheit. Außerdem dürfe der Schulname „in Ausdruck und Form“ nicht „schwer zu artikulieren oder zu schreiben“ sein.

„Wer die Wahl hat, hat die Qual!“

Eine akzeptable Idee zu artikulieren scheint aber vielen schwer zu fallen. Denn nach Schülern, Lehrern und Eltern beschäftigt sich inzwischen auch die Wickeder Kommunalpolitik seit zig Monaten mit dem Thema. – Getreu dem Motto: „Wer die Wahl hat, hat die Qual!“

Denn der neue Schulname solle ja möglichst einzigartig und unumstritten sein. Die Namen von Persönlichkeiten aus Kirche oder Politik wären also nicht angeraten, da zu tendenziös.

Und berühmte Pädagogen – die zum Konzept der Schule passen – könnten auch als Paten für andere Bildungseinrichtungen dienen, so dass eine entsprechende Zusatzbezeichnung der Sekundarschule Wickede zu Verwechselungsproblemen führen könnte, befürchtet FDP-Vorsitzende Christa Lenz.

Zu „große Namen“ scheinen der Kommunalpolitik ebenfalls nicht angemessen. – Diese sollten vielleicht eher Hochschulen vorbehalten sein, meint SPD-Fraktionsvorsitzender Engelbert Gurka. Da müsse man die Kirche schon im Dorf lassen.

„Sekundarschule am nördlichsten Punkt der Ruhr“

Eine originelle Idee fand die Bürgergemeinschaft (BG): „Sekundarschule am nördlichsten Punkt der Ruhr“. – Doch der Name schien am Ende selbst den Urhebern zu lang und kompliziert, so BG-Chef Thomas Schäfer im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Außerdem sei die Schule vielleicht auch einfach zu weit vom Flussufer entfernt.

So dürfte der favorisierte Vorschlag der Sozialdemokraten „Ruhrtal-Sekundarschule“ auch nicht ganz passen. Denn die Bildungseinrichtung liegt ja nicht im Tal sondern eher am (Hövel-)Berg. Und sie liegt auch nicht am Fluß sondern direkt am Erbke-Wald.

Naturnahe Lage am Erbke-Wald als positives Alleinstellungsmerkmal

Vorschläge wie „Sekundarschule am Erbke-Wald“ oder „…im Hövel“ finden Lenz (FDP) und Schäfer (BG) nicht schlecht. Gurka (SPD) sind diese Assoziationen hingegen zu lokal.

Dabei würde sich gerade die naturnahe Lage am Erbke-Wald doch als ein positives Alleinstellungsmerkmal eignen.

Durch das alljährliche Vogelschießen sowie das Kinder- und Jungschützenfest der St.-Johannes-Schützenbruderschaft ist die Erbke in Wickede und Umgebung jedenfalls bekannt. Und als Amateurrock-Festival „Erbke-Open-Air“ hat das Wickeder Waldstück zudem in der Vergangenheit schon kreisweit für Furore gesorgt.

Die „Sekundarschule am Erbkewald“ klingt jedenfalls bodenständig und scheint unverwechselbar zu sein, wenn man die Kombination „Erbke“ und „Schule“ einfach mal im Internet googelt.

Abgekürzt als „Erbke-Schule“ wäre die Bezeichnung zudem kurz und bündig.

Warum also in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?

Verantwortung statt Vertagung

Dem Image der Sekundarschule Wickede wäre es jedenfalls wohl sehr zuträglich, wenn das Problemfeld „Namensfindung“ schnell bestellt würde. Sonst könnte die Bildungseinrichtung künftig als „No-Name-Schule“ tituliert werden. Und den Wickedern könnte man zudem den Vorwurf machen, dass sie nicht kreativ und klug genug sind, um kurzfristig einen knackigen Eigennamen für die kommunale Bildungseinrichtung zu finden.

Die Begründung „Vor dem Hintergrund, dass die Namensgebung für die Schule langfristig von Bedeutung ist und nachhaltige Wirkung entfaltet, soll der Entscheidungsfindung mehr Zeit eingeräumt werden.“ klingt jedenfalls eher wie eine billige Ausrede. Und die Forderung nach der Vertagung „bis auf weiteres“ verspricht auch keine schnelle Lösung.

Vielleicht sollten die Verantwortlichen in Schule und Politik einfach mal „in die Pötte kommen“ – wie es in Westfalen so schön heißt. Denn seit der ursprünglichen Forderung des Bürgermeisters nach einem eigenen Schulnamen für die Sekundarschule Wickede sind inzwischen mehr als ein Jahr und vier Monate vergangen.

Und erst auf die Einschulung des nächsten Jahrgangs zu warten, um dessen Eltern mit in den Prozess der Entscheidungsfindung einzubeziehen, scheint einer schnellen und guten Lösung nicht dienlich zu sein. Denn eine alte Redensart besagt bereits: „Viele Köche verderben den Brei!“

Vielleicht einigen sich die Verantwortlichen ja doch noch auf eine pragmatische Lösung wie beispielsweise „Sekundarschule am Erbke-Wald“ oder „Erbke-Schule“ – statt das Problem auf unbestimmte Zeit zu vertagen.

Denn Bürger erwarten Ideen, Lösungen und Entscheidungen von Verantwortlichen – und keine Vertagungen.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“


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ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
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